Dienstag, 16. Februar 2010

A Serious Man

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Das Gottvertrauen von Larry Gopnik hat ein paar Makel: während das Leben des Physik-Professors in professionellen und beinahe ans rechnerische erinnernde, geordneten Bahnen verläuft, lässt Larry Gott Gott bleiben. Als sich der "serious man" jedoch mit dem Auseinanderfallen der physikalischen Axiome in seinem perfekt eingerichteten US-Vorstädte-Dasein auseinandersetzen muss, hofft er darauf, dass ihn Gott wieder zurück auf den richtigen Weg geleiten solle. Der jedoch lässt sich - im Coen-Film "A Serious Man" - grandios absurd, reichlich verschlungen, ungemein kryptisch und folglich wenig lehrreich von ein paar schrulligen Rabbis vertreten, die Larrys Probleme mit seiner neuen Welt - und mit Gott - letztlich um ein paar weitere Fragen bereichern.

Lonesome ride

Larry Gopnik ist im Ende der 60er in einer biederen US-Vorstand angesiedelten Coen-Film beim Versuch gescheitert, "ein guter Mensch zu sein". Aber im Gegensatz zu manch anderem Helden aus der Feder der Coens scheitert Larry nicht an seiner eigenen Megalomanie, an übermächtigen Gegnern oder an den eigenen Ansprüchen; Larry scheitert, ganz banal, am Alltag. In einer rasanten Abfahrt hinein in die tägliche Mühlmaschine von Kuriositäten, Abwegigkeiten und ins Chaos verliert Larry in kürzester Zeit seine Frau, sein Renomee, seinen Stolz, seinen Bruder und seinen Glauben - den an sich selbst, wohlgemerkt, da Gottes Beistand für den biederen Brillenträger (ganz großartig: Michael Stuhlbarg) zu Beginn seiner biblischen Odyssee noch nicht als Erleichterungsvehikel angedacht ist. Ein Vehikel, das, wie sich letztlich herausstellt, reichlich stottert.

Die Niederungen des Daseins

Die Nackenschläge für den Professor würden aber auch jeden Gläubigen erschüttern: Seine Frau offenbart ihm, dass sie die Scheidung will, weil sie sich mit dem schmierigen Sy Ableman (Fred Melamed) eingelassen hat; seine Universität erhält anonyme Briefe, die seine Reputation in Frage stellen; ein koreanischer Student versucht, sich mit Geld eine bessere Note zu erkaufen; sein Sohn kifft lieber zu den Klängen von Jefferson Airplanes "Somebody To Love", anstatt sich auf seine Bar Mitzwa vorzubereiten; seine Tochter scheint sich einzig um ihre Haare zu sorgen. Und dann ruft auch noch dauernd dieser komische Kerl vom Schallplattenversand an, der horrende Rechnungen beglichen haben will, obwohl Larry gar kein Clubmitglied ist.

"When The Truth Is Found To Be Lies"

Und als sich Larry schlußendlich doch dazu entschließt, seinem Leben, das er bislang von allen bösen Einflüßen abgeschirmt glaubt, mit einem Gang in die Kirche wieder eine Richtung zu geben oder Antworten zu finden, so erzeugen die Rabbis mit ihren Reaktionen auf die Heimsuchungen Larrys beim Physik-Professor aus gutem Haus nur die weitere Manifestation des Glaubens, dass sich Mr. Gopnik einer Apokalypse alltäglicher Abnormitäten gegenübersieht. Und während die ersten beiden Rabbis einfach nur vom Parkplatz oder von einer via Zähnen übersandten Botschaft reden, ist der dritte, der weiseste von allen, für Larry unerreichbar. Eben jener Rabbi ist es dann, der nach der Bar Mitzwa gegenüber seinem Sohn Jefferson Airplane zitiert: "When The Truth Is Found To Be Lies And All The Joy Within You Dies". So bleibt man am Ende mit dem Gedanken zurück, ob die Coens wohl gemeint haben: "Hilf Dir selbst, denn Gott wird es nicht tun". Oder war es: "Poplyrik ist die neue Religion"?

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